Einer der jungen Menschen, die sich in der Marc-Aurel-Straße 5 für die zionistische Bewegung engagierten, war Martin Vogel. In seinem Interview erzählt er, wie er und andere Jugendliche den Alltag in der zionistischen Schule erlebten und wie sie der Ausgrenzung im Nationalsozialismus begegnet sind.
Martin Vogel wurde 1922 in Wien geboren. Mit seinen Eltern Emil und Pauline (geb. Pech) Vogel lebte er in ärmlichen Verhältnissen im Dritten Bezirk. Er nahm am jüdischen Religionsunterricht teil, feierte seine Bar Mizwa im Leopoldstädter Tempel und beging mit seiner Familie die wichtigsten christlichen und jüdischen Feiertage.
Der österreichische Pfadfinderverein, in dem Martin als Kind war, wurde wie viele andere Organisationen nach dem „Anschluss“ aufgelöst. Das war für den damals 15-Jährigen die einschneidendste Erfahrung nach der nationalsozialistischen Machtübernahme. Nachdem sie zunächst illegal weitergemacht hatten, schloss sich Martin dem jüdischen Sportverein Makkabi im zweiten Bezirk an, wo Boxen als Mittel zur Selbstverteidigung betrieben wurde. Als ein Freund ihn einlud, trat Martin auf Einladung eines Freundes dem linkszionistischen Jugendverband Hashomer Ha’zair bei.
Nach dem „Anschluss“ wurde Martin als „Geltungsjude“ eingestuft, konnte aber durch den Schutz seiner „arischen“ Mutter bis Kriegsende als Zwangsarbeiter für die Wehrmacht beim Wiener Prater überleben.
Martin Vogel erlebte die Befreiung durch Soldaten der Roten Armee in Wien. Er heiratete seine Frau, die er nach Kriegsende bei einem jüdischen Sommerlager kennen gelernt hatte. Bis zu seiner Pensionierung arbeitete er als Jurist für die Stadt Wien. Er engagierte sich auch weiterhin im jüdischen Sportverein Makkabi.
Das Interview wurde 1998 in Wien, Österreich aufgenommen.