Jüdisches Leben im 2. Wiener Gemeindebezirk vor der Shoah

Vilma Neuwirth: „Glockengasse 29“

Vilma Neuwirth wurde 1928 in Wien geboren und wuchs in einer kleinbürgerlichen Arbeiterfamilie mit sieben Geschwistern auf. Neuwirths Vater stammte aus einer jüdischen Familie und verstarb während des 2. Weltkriegs an Krebs. Neuwirths Mutter war Christin und rettete durch ihr couragiertes Verhalten ihrer Familie das Leben. Zudem versteckte sie in ihrer Wohnung in der Glockengasse Jüd:innen und bewahrte sie so vor der Deportation.

Neuwirth verbrachte ihr gesamtes Leben in Wien. Sie arbeitete als Friseurin, Fotografin, Autorin und noch im hohen Alter im Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands.

2008 schrieb sie ein Buch über ihre Kindheit in Wien. So beschreibt Neuwirth darin ihre Wohnung:

„Unser Haus in der Glockengasse war etwas ganz Besonderes, abgesehen davon, dass es in einem ziemlich desolaten Zustand war. Die Kacheln auf dem Gangboden waren teilweise zerbrochen, meist gar nicht mehr vorhanden. Diejenigen, die noch vorhanden waren, wackelten so stark, dass es ein Glück war, nicht darüberzustolpern und sich den Fuß zu brechen. Aber trotz aller Mängel – ich liebte das Haus. Ich denke noch oft mit Wehmut daran zurück. Im zweiten Stock, wo sich insgesamt fünf Wohnungen befanden, wohnten außer uns noch zwei jüdische Familien und zwei katholische.“

Auszug aus dem Buch: Vilma Neuwirth, Glockengasse 29. Eine jüdische Arbeiterfamilie in Wien, 6. Auflage, Wien 2008, S. 20.


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