Auf den Spuren der Cottbuser Juden

Antisemitismus

Antisemitismus gab es in Deutschland nicht erst seit die Nationalsozialisten 1933 an die Macht gekommen waren. So wurde zum Beispiel nach dem Ersten Weltkrieg den Juden die Schuld an der Niederlage Deutschlands und an der Weltwirtschaftskrise gegeben. Doch unter der Regierung Adolf Hitlers wurde der Antisemitismus zur offiziellen Staatsdoktrin – zu einer politischen Leitlinie des NS-Staates. Der Antisemitismus, der bislang eher unterschwellig vorhanden gewesen war, trat nun spürbar zutage.

Als in Cottbus 1934 das neue Rathaus errichtet wurde, bekam das Gebäude einen besonderen „Schmuck“. An einer Ecke des Gebäudes wurde eine Plastik angebracht. Ihr Titel: „SA-Mann stürzt Juden und Kommunisten in die Tiefe“. Der Jude war an einem Geldsack zu erkennen, den er in der Hand trug. Der „Cottbuser Anzeiger“ kommentierte die Skulptur am 2. September 1935 in einem Artikel mit der Überschrift: „Die originelle Figuren-Gruppe am Rathaus-Giebel: ein künstlerisches Symbol nationalsozialistischer Aufräumungsarbeit.“ Noch während des Zweiten Weltkrieges wurde die Skulptur wieder entfernt. Es ist möglich, dass das Metall für die Produktion von Waffen gebraucht wurde.

Gerard Herbst war kein Jude. Trotzdem empfand er den Antisemitismus, den er in Cottbus beobachten konnte, als sehr unangenehm. Während seines Interviews erinnerte er sich daran.

Gerard Herbstwurde 1911 in Dresden geboren. Er wuchs in Cottbus bei Pflegeeltern auf. Er selbst wurde nicht religiös erzogen, doch schon als Jugendlicher fühlte sich zur jüdischen Kultur hingezogen. Deshalb verurteilte er den Antisemitismus, den er auch in Cottbus beobachtete. Nach dem Schulabschluss zog Gerard Herbst nach Berlin, später nach München. Er machte Karriere als Schaufensterdekorateur. Wegen seiner antifaschistischen Haltung wurde er 1938 verhaftet und für mehrere Wochen eingesperrt. Nach der Pogromnacht versteckte er jüdische Bekannte. Ihnen gelang die Flucht ins Ausland und sie verhalfen auch Gerard Herbst zur Ausreise. Anfang 1939 erreichte er Australien, wo er sich niederließ. Als Helfer von Juden wurde er in Israel geehrt. Sein Interview wurde von der USC Shoah Foundation 1997 in Melbourne aufgezeichnet.


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