Nachdem Adolf Hitler am 30. Januar 1933 zum deutschen Reichskanzler ernannt wurde, änderte sich das Leben für die jüdische Bevölkerung grundlegend. Ein erstes einschneidendes Ereignis war der Aufruf zum Boykott jüdischer Geschäfte im April 1933. In der lokalen Zeitung „Cottbuser Anzeiger“ stand am 31. März 1933 zu lesen: „Wer beim Juden kauft, ist ein Verräter am deutschen Volk.“ So wurden nicht nur die jüdischen Kaufleute, sondern auch ihre Kunden eingeschüchtert. Doch beim Boykott-Aufruf blieb es nicht. Bis 1938 wurden viele Juden gezwungen, ihre Geschäfte aufzugeben.
Steffi Pinkus (geb. Lewin) und Max Schindler waren die Kinder Cottbuser Kaufleute. Sie erlebten mit, wie sich die wirtschaftliche und soziale Situation ihrer Familien nach 1933 immer weiter verschlechterte.
Steffi Pinkus (geb. Lewin) kam 1924 in Breslau als Tochter eines jüdischen Kaufmanns zur Welt. Mit ihren Eltern zog sie 1932 nach Cottbus, wo ihr Vater ein Schuhgeschäft betrieb. Steffi Lewin hatte als Schülerin unter dem Antisemitismus zu leiden. 1938 wurde das Geschäft ihres Vaters „arisiert“. Er selbst wurde nach der „Kristallnacht“ für mehrere Wochen im KZ Sachsenhausen inhaftiert. Anfang 1939 wurde Familie Lewin aus ihrer Wohnung geworfen, doch im März 1939 gelang ihr die Auswanderung in die USA. Dort heiratete Steffi Lewin später den Antiquitätenhändler Ernst Pinkus. Nach dem Tod ihres Mannes wanderte Steffi Pinkus 1985 mit ihrer Tochter nach Israel aus. Die USC Shoah Foundation hat das Interview mit ihr 1997 in Haifa aufgezeichnet.