Der ehemalige Londorfer Siegbert (Sidney) Schönfeld erinnert sich, dass die jüdischen Einwohner aus Kesselbach und näherer Umgebung nach Londorf liefen, um am Gottesdienst am Samstag und den jüdischen Feiertagen in der Synagoge teilnehmen zu können. Da manche bis zu 15 Kilometer laufen mussten und das Wetter manchmal zu ungemütlich wurde, kamen sie bei den Londorfer Familien unter. So haben sich Siegberts Eltern, Hedwig Blumenthal und Moritz Schönfeld, kennengelernt. Nach dem Gottesdienst zum Shabbat schauten viele Leute auch bei Siegberts Großmutter Bertha Blumenthal zum Kaffee und Kuchen vorbei.
Die Synagoge wurde vor dem Ersten Weltkrieg erbaut und verfügte über 80 bis 100 Plätze. Das Gebäude war ein dreistöckiges Fachwerkhaus und hatte eine Wohnung, in der der Lehrer für die hebräische Sonntagsschule wohnte. Die Synagoge war ausgestattet mit Teppichen, einem Schrank mit mehreren Thorarollen und anderen Ritualgegenständen. Sie wurde am 9. November 1938 im Inneren verwüstet, aber nicht angezündet, weil die Nachbarhäuser und eine christliche Familie, die nun in der früheren Lehrerwohnung lebten, gefährdet gewesen wären. Über den Verbleib der Einrichtung gibt es unterschiedliche Aussagen. Manche sagen, dass alles später verbrannt wurde. Andere, dass die Teppiche und Gegenstände in nicht-jüdischen Häusern wieder auftauchten. Weitere Quellen wiederum behaupten, dass Isaak Simon, der damalige Vorsteher der Jüdischen Gemeinde, einer emigrierenden Familie zwei Thorarollen geben konnte. Keiner dieser Behauptungen konnte bisher bestätigt werden. Das Grundstück, auf dem die Synagoge stand, wurde an Privatleute verkauft und aufgeteilt. Das Gebäude wurde abgerissen, später wurde ein einstöckiges Lebensmittelgeschäft gebaut. Heute sehen wir ein mehrstöckiges Gebäude.